Zu Ostern war Zeit für Familienbesuch. Auf dem Weg ins Rurale hat meine Schwester nach meinen Erfahrungen mit Blendle und read.it gefragt. Ich habe ihr in etwa entsprechend der auch auf diesem Blog zu findenden Beiträge geantwortet. Recht schnell war besprochen, was cool und was weniger toll an den beiden bzw. ähnlichen Lösungen ist. Doch im Wesentlichen inspirierend und erschreckend zugleich war die darauffolgende Frage meiner Schwester: „…und wie kommst du auf die Artikel, die du interessant oder relevant findest?“ Meine Antwort: „Facebook.“ Im Facebook-Stream, genauer gesagt. Kann der eigene Stream ein Digital Asset sein?
Zugegeben: Der Facebook-Stream ist auch für mich nicht die einzige Informationsquelle, zweifellos mittlerweile aber eine sehr zentrale. Ich folge dort Leuten, Brands, Blogs und Projekten, die ich spannend finde. Natürlich folge ich auch vielen Medien (hier im Verständnis von Zeitungen, Zeitschriften etc.), weil ich wissen möchte, was deren Themen sind. Vor kurzem habe ich in der Tramway am Smartphone tatsächlich eine halbe Minute durch Beiträge gescrollt, bis ich auf den ersten Beitrag einer mir nahe stehenden Person gestoßen bin – im Gegensatz zu früher, wo’s vor allem darum ging.
Auf besagter Autofahrt jedenfalls habe ich dann über der Rolle von Facebook für meine Mediennutzung gegrübelt… Zwei exemplarische Gedanken: Ich nutze Facebook auch beruflich. Da ist es, ähnlich dem Pressespiegel, Routine, morgens den Stream durchzuscrollen, Interessantes in Tabs zu öffnen und dann drüber zu gehen. Kennen wohl die meisten auch aus dem Privaten. Beispiel Zwei: Ich kaufe immer wieder mal “Die Zeit”, manchmal für eher selten vorkommende Zugfahrten, meistens jedoch, weil mich das Thema der Ausgabe reizt. Dieses erfahre ich in meinem Stream, weil die Facebook-Präsenz der Zeit es ankündigt und ich dieser folge. Genauso bei weiteren Medien oder Websites. Und im Prinzip auch bei allem anderen, das sich im individuellen Stream so findet.
Der individuelle Stream als Digital Asset?
Die aus gutem Grund oft kritisierte Datenkrake hat mich über die Jahre gleichzeitig einen individualisierten Informationsfluss zusammenzimmern lassen, der sich weiterhin transformiert. Im Großen und Ganzen habe ich das Gefühl, dort aggregiert sich ein wesentlicher Teil an für mich relevanter Information. Das bedeutet nun natürlich nicht, dass 100% der an mich kommenden Postings relevant sind, wahrscheinlich sind etwa 95% irgendein Bullshit. Aber es erlaubt mir, die übrigen 5% in einem Kanal zu finden, wo ich mir, erstens, einen Überblick verschaffen kann und mich, zweitens, von dort aus weiter und tiefer in Relevantes vorhanteln kann.
Ein Digital Asset? Wessen Asset?
Nun ist Facebook drauf und dran, Content zu integrieren. Zu dieser Thematik habe ich auch noch etwas durchzudenken. Wenn geschehen, kommt’s natürlich hier auf den Blog. In diesem Zusammenhang ist es jedenfalls geboten, auch die oft gehörten Kritikpunkte anzuführen. So ist Facebook in vielen Bereichen immer noch eine Blackbox, ein Datensammler, schürt die Gefahr der Filter Bubble und verbleibt natürlich Herr über die Algorithmen – also auch über jenes, das mich im Stream überhaupt erreicht. Ich kann alldem argumentativ nichts entgegen setzen. Auch, weil ich weitgehend der Meinung bin, die Kritik ist korrekt.
Digital Asset-Bewertung
Dessen ungeachtet denke ich, dass mein Facebook-Stream sowohl beruflich, als auch privat – und mit großer Sicherheit, was meine generellen Interessen betrifft – einen wesentlichen Wert hat. Kann ich diesen monetär ausrücken? Nein. Und dennoch…
Obwohl nahe liegend, war die Frage meiner Schwester bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie diese an mich gestellt hat, für mich keine explizite. Mit einem Moment wurde sie es. Meine Schwester hat im übrigen vor ein paar Jahren beschlossen, ihren Facebook-Account aufzugeben. Aus guten Gründen. Für mich ist das derzeit kein vorstellbares Szenario.
Vielleicht auch nur gefühlt, aber immerhin: Mein Facebook-Stream ist für mich also tatsächlich ein Asset, das einen gewissen Wert darstellt. Ich habe versucht, diesen im vorliegenden Beitrag darzustellen. Dies kann in ähnlicher Form natürlich auch für andere Plattformen gelten – in dieser umfassenden Weise ist Facebook auf subjektiven Erfahrungen basiert aber allein stehend.