Ich schau den Superbowl auf Facebook!
Lange Zeit galt Netflix als der neue Wettbewerber am Fernsehmarkt – auch um den Superbowl. Binge Watching leicht gemacht, Serien und Filme, wann und wo man will. Live-Veranstaltungen blieben ob ihrer zeitlichen Gebundenheit ein Vorrecht des linearen Fernsehens – also althergebrachter Broadcaster. Nun ist abzusehen: Die Zeiten ändern sich! Twitter und Facebook haben für die NFL-Rechte geboten. Twitter hat sie sogar gekriegt. Was das bedeutet? Einiges!
Wer hätte sich vor gar nicht allzu langer Zeit vorstellen können, dass wir auf Facebook oder Twitter fernsehen? Noch in der jüngeren Vergangenheit klang das absurd. Für viele tut es das wohl immer noch. Die Tendenzen sind jedoch klar erkennbar:
Live-Sendungen in Social Media
- Twitter hat mit Periscope eine Live-Broadcasting-App für jedermann gekauft. Während der Anschläge in Paris 2015 etwa hat bereits ein BILD-Reporter mit seinem Handy live aus dem Stade de France auf Twitter gestreamt. Auf den klassischen Kanälen liefen hingegen Liveticker (worin man Twitter Qualität und Schnelligkeit auch nicht gerade absprechen kann).
Das der erste Moment, wo ich auf Twitter ferngesehen haben. Live und in Farbe.
- Facebook startete damit etwas später, dafür gleich mit sehr viel mehr Tamtam: Im April 2016 wurde Facebook live für alle freigeschalten. Jeder kann jetzt also auf der Plattform Live-Fernsehen für seinen Empfängerkreis anbieten.
Facebook und Twitter: „Liver“ als Live?
Seit Nipplegate sind zahlreiche Sportevents einige Sekunden zeitversetzt „live“, um derartige Tragödien den zart besaiteten Zusehern nicht zumuten zu müssen. Oder so.
Natürlich werden zukünftig unter den zehntausenden Zuschauern in den Stadien welche livestreamen – demnach müssten deren Streams also einige Sekunden vor dem offiziellen Fernsehbild live sein.
Finde ich auf Facebook oder Twitter dann also ein „liveres“ Live-Bild, als im herkömmlichen Broadcast?
Auch die rechtliche Frage wird sich stellen und von der Kraft des Faktischen ins Reich des Theoretischen gedrängt werden …eigentlich dürfte man das ja nicht. So wie MP3s oder Kino.to-Nutzung. Naja, eine bloße Vermutung.
Lineares Fernsehen – die letzte Bastion fällt
Wie kürzlich den Medien zu entnehmen war, haben Facebook, Amazon, Verizon und Twitter für die Donnerstagsspiele der reichweitenstarken und finanzkräftigen American Football-Liga NFL geboten. Twitter hat schließlich das Rennen gemacht.
Ebenso war häufig der ergänzende Kommentar zu lesen, dass es sich „nur“ um die verhältnismäßig unattraktiven Donnerstagsspiele handelt. Das Wochenende ist im Football wesentlich relevanter. Das mag alles sein. Aber wir stehen ja erst am Beginn des eingeschlagenen Wegs.
Der Superbowl inkl. Werbung auf Facebook
Facebook wird sich in Zukunft vielleicht nicht einmal mit Donnerstagsspielen zufrieden geben. Vielleicht möchte man eines Tages die exklusiven Superbowl-Rechte inklusive der prestigeträchtigsten und lohnendsten Werbezeiten? Wobei Facebook dann auch noch eigene Werbeflächen mit zielgenauem Targeting vermarkten könnte. Ich denke, etwas in diese Richtung werden wir irgendwann sehen. Oder auch vorstellbar: Ein Sender kauft die NFL-Rechte, um die Spiele dann am „eigenen“ Facebook-Kanal zu zeigen?
Lange hieß es, dass Netflix ein Game Changer im TV-Bereich ist, sofern es sich nicht um Live-Broadcast handelt. Stimmt. Live verblieb noch eine Weile unangetastet. Viele TV-Stationen meinten, es bliebe ihre Bastion. Nun, die Entwicklungen weisen auf das Gegenteil hin.
Red Bull TV vermarktet Rampage etwa schon längst über die eigenen digitalen Kanäle. Der Einstieg von Social Media-Plattformen in die Welt des Live-TV inklusive jeglicher vorstellbaren oder noch nicht vorstellbaren Event-Übertragungsformate hat begonnen und wird sich beschleunigen.
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