Wie sich Medienunternehmen selbst sehen – auf Facebook
Nach gefühlten Ewigkeiten habe ich es wiedermal geschafft, einen Blogartikel zu fabrizieren. Dazu habe ich mir ein paar Medienunternehmen sowie neue Wettbewerber auf Facebook angesehen, weil ich wissen wollte, wie diese sich in ihren offiziellen Auftritten eigentlich selbst kategorisieren. Das Ergebnis ist durchaus interessant!
Meiner Ansicht nach ist gerade dieser unternehmenseigene Blick sehr aufschlussreich. Im Gegensatz zu vielen externen Zuschreibungen, in welche Kategorie ein Unternehmen denn nun gehört, ist es bei offiziellen Facebook-Fansites doch so, dass sich die Unternehmen hier selbst auf Basis ihres eigenen Bewusstseins verorten. Die Ergebnisse liegen teils auf der Hand, geben aber gleichzeitig interessante Einblicke in die Selbstsicht und strategische Ausrichtung.
Natürlich besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit oder wissenschaftliche Genauigkeit.
Medienunternehmen auf Facebook
Wer hätte den offiziellen Red Bull-Channel im Bereich Lebensmittel/Getränke oder vielleicht Lifestyle verortet? Gewiss viele. NUR: Red Bull selbst nicht. Der Konzern definiert sich als im Bereich Medien/Nachrichten/Verlagswesen tätig – es sei angemerkt, dass es sich hier um die offizielle Red Bull-Fansite handelt, nicht etwa um das Red Bull Mediahouse.
Demgegenüber wenig überraschend ist, dass das Red Bulletin auch von den Machern als Zeitschrift gesehen wird:
…nicht so “Die Zeit” – sie sieht sich als Herausgeber. Seems legit. In Zeiten von Printversion, Zeit Online, ze.tt und diversen Beteiligungen ist das – wenn vielleicht auch erst auf den zweiten Blick – nachvollziehbar.
Das Jugendprodukt ze.tt wurde demgegenüber mit “Medien/Nachrichten/Verlagswesen” kategorisiert.
Der Spiegel hält’s ganz so wie Red Bull – ein Satz, der mich selbst beim Denken und Schreiben noch etwas irritiert.
Spiegel Online ist findet sich in der gleichen Kategorie.
Die Süddeutsche spricht auf Facebook von sich selbst als Tageszeitung. Vielleicht ein Indiz auf ein schon antiquiert-reduziertes Selbstverständnis?
Bild agiert der Süddeutschen hier diametral entgegengesetzt. Der offizielle Facebook-Auftritt spricht von Bild als Nachrichten- bzw. Medienwebsite! Die in sicherlich vielen Köpfen zuerst assozierte Tageszeitung wird hier nicht erwähnt.
“Der Standard” tritt auf Facebook als derStandard.at mit der Online-Ausgabe bzw. diversen Ablegern der dortigen Online-Kanäle auf. Das österreichische Medienhaus bezeichnet sich – obwohl in der offiziellen Kanalbezeichnung auf das Online-Medium referenzierend – als Tageszeitung, wenngleich auch als Herausgeber.
NZZ.at – der NZZ-Testballon auf dem österreichischen Markt ist ein weiteres Beispiel der recht umfassenden Kategorie “Medien/Nachrichten/Verlagswesen”. Nicht unbedingt konkret, aber scheinbar für viele Akteure inklusiv genug und ja nicht falsch:
Für Datum steht die – sehr empfehlenswerte – Zeitschrift im Zentrum der Eigendefinition.
Blendle bezeichnet sich andernorts selbst ja als Online-Kiosk. Insofern ist “Bücher- und Zeitschriftenvertrieb” konsequent, aber auch Tageszeitung möchte man sein:
Google reduziert sich auf Facebook auf die Kategorie “Website”. Von Schwesterunternehmen “Alphabet” ist kein offizieller Kanal auffindbar. Gerade hier wäre die Eigenkategorisierung interessant.
Dass Amazon seine Ursprünge im wesentlichen in der Logistik hat, zeigt der offizielle .de-Kanal, der Amazon.de als Unternehmen im Bereich Einzelhandel- und Konsumgüter ausweist:
Übrigens:
- Apple ist auf Facebook offenbar nicht mit einem offiziellen Kanal präsent.
- Facebook selbst sieht sich als Anbieter im Bereich Produkt/Dienstleistungen.
In vielen Fällen zeigt sich: Das Printprodukt ist in häufig (noch) zentraler Identitätsstifter traditioneller Medienunternehmen, wenngleich die Eigendefinitionen der betrachteten Unternehmen manch spannende Differenzierungen zum Vorschein bringen. Ein Indiz auf unterschiedliche Entwicklung(sgeschwindigkeit)en im Kontext des digitalen Zeitalters?